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Stadt-Gespräche — Folge 18

In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge erzählt Thomas Becker, wie er zum mobilen Arbeiten gekommen ist und welche Vor- und Nachteile sich für ihn dadurch ergeben.

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Nina da Costa: Du kannst als einer der ersten bei der Bochumer Stadtverwaltung mobil arbeiten. Wie sieht das bei dir konkret aus?

Thomas Becker: Wenn ich nicht im Büro arbeite, nehme ich mir das Tablet und melde mich über eine “Citrix”-Verbindung an. Das ist ähnlich wie die Anmeldung am Rechner im Büro, nur kriege ich hier quasi einen digitalen Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt, über den ich auf meine ganzen Dateien und alle Programme zugreifen kann, die ich brauche. Ich habe also technisch gesehen den gleichen Arbeitsplatz wie im Büro. Nur, dass ich dann nicht auf meinem Schreibtischstuhl sitze, sondern zu Hause auf der Couch, im Bett, in der Bahn…

Nina: Was hat sich für dich verändert, seit du diese Option hast?

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Thomas: Die Work-Life-Balance hat sich verbessert. Ich fahre über eine Stunde mit der Bahn zur Arbeit und nach Hause. Ich musste lange Zeit früher aus dem Büro gehen, um meinen Zug zu erwischen. Die fehlenden Stunden musste ich dann an meinem Teleheimarbeitstag ausgleichen, indem ich zehn Stunden gearbeitet habe. Jetzt kann ich während der Fahrt arbeiten, weshalb ich keinen Stress mehr habe, auf mein Stundenpensum zu kommen. Und die privaten Verpflichtungen: Wir haben zwei Hunde, die auch irgendwann mal rausmüssen. Das kriegen wir jetzt besser getimed. Wenn ich gehe, ist meine bessere Hälfte noch da, und im Umkehrschluss komme ich früher nach Hause, sodass die Hunde nicht so lange alleine sind. Oder eben umgekehrt.

“Da muss man sich schon disziplinieren, nicht über den Feierabend hinaus zu arbeiten.”

Nina: Gab es irgendwas, was dir dabei erstmal schwer gefallen ist, oder woran du dich gewöhnen musstest?

Thomas: Wirklich Feierabend zu machen ist schwieriger. Man ertappt sich dabei, nochmal schnell zu gucken, ob man eine Antwort auf seine Mail gekriegt hat. Obwohl man eigentlich schon ausgeloggt und nicht mehr im Dienst ist. Gerade jetzt mit dem Tablet, wo man nicht erst noch den Rechner hochfahren und sich anmelden muss. Da muss man sich schon disziplinieren, nicht über den Feierabend hinaus zu arbeiten und dann auch mal Arbeit Arbeit sein zu lassen. Da verstehe ich die Kollegen, die sagen: Ich möchte den Job vom Privatleben trennen und nehme meine Arbeit nicht mit nach Hause.

Nina: Hast du mittlerweile gelernt, da den klaren Schlussstrich zu ziehen?

Thomas: Ja. Es sei denn, es brennt mir wirklich unter den Nägeln, ob ich eine Antwort auf meine Frage gekriegt habe oder nicht. Gestern hatte ich genau diesen Fall, wo dann in der Antwortmail noch eine Forderung drin stand, ich mir dann aber gedacht habe: “Nein, du hast jetzt Feierabend, damit kannst du dich dann morgen beschäftigen.”

“Ich kann mir schon vorstellen, dass wir durch diese Freiheiten mehr arbeiten.”

Nina: Warst du denn sofort dabei, als es hieß, dass mobiles Arbeiten getestet wird?

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Thomas: Teleheimarbeit habe ich schon länger gemacht und bin dann durch einen dummen Zufall zum mobilen Arbeiten gekommen: Mitte letzten Jahres war ich auf einem Seminar und dafür gab es digitale Unterlagen. Die wollte ich nicht ausdrucken, sondern auch digital mitnehmen. Da hatte ich Björn Schoppohl gefragt, ob er mir dafür das Tablet leiht. Wir haben es auf mich konfiguriert, und da es einmal auf mich eingestellt war, hieß es dann: “Teste doch mal das mobile Arbeiten”. Und so bin ich dazu gekommen.

Nina: Du hattest aber anscheinend auch nichts dagegen.

Thomas (lacht): Nein, gar nichts.

Nina: Ich habe eine Aussage für dich, die man in der Art öfter hört und würde gerne wissen, was du davon hältst: “Dinge wie mobiles Arbeiten sorgen nur dafür, dass wir noch mehr arbeiten — und das in unserer Freizeit.”

Thomas: Ich kann mir schon vorstellen, dass wir durch diese Freiheiten mehr arbeiten. Dadurch, dass ich morgens um 6 Uhr schon in den Zug steige, bin ich natürlich auch früh im Dienst. Aber wenn Kollegen erst später anfangen, fragen die natürlich trotzdem um 16 Uhr nochmal was nach — auch, wenn ich dann schon fast meine zehn Stunden voll habe. Da muss man sich natürlich selbst zügeln und nach acht Stunden sagen: “jetzt bin ich im Feierabend”. Ich muss wahrscheinlich auch mal überlegen, ob ich wirklich immer um 6 Uhr anfangen muss, wenn ich im Zug sitze — oder ob ich einfach nur zur Arbeit fahre und erst im Büro anfange. Das ist eine Variante. Irgendeine Lösung sollte man finden, um sich selbst zu disziplinieren und im Rahmen zu bleiben.

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