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Der Bochum-Fonds Teil 4 - Die Planung

Gesellschaft

Stadt-Gespräche - 46

In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge erzählt Charlotte Kreckel von der Bochum Marketing GmbH, wie sie die Planung und Umsetzung des Bochum-Fonds angegangen ist und berichtet von spannenden Projekten, die durch den Bochum-Fonds und den verwandten Stadtteilwettbewerb gefördert wurden.

Nina da Costa: Der Bochum-Fonds ist ja ein ziemlich großes Projekt, bei dem es um viele Gelder und viele verschiedene Akteur:innen geht. Wie bist du die Planung angegangen? 

Charlotte Kreckel: Erstmal ganz klassisch über Mindmaps und das Sammeln grober Ideen. Ich durfte eine Fortbildung in Projektmanagement machen, um mir das nötige Knowhow anzueignen - auch dafür, Runden zu moderieren, Verantwortung zu übernehmen und neue Mitarbeitende einzuarbeiten. Ich habe mich strukturiert, Kostenpläne und Zeitpläne mit Meilensteinen aufgestellt. Und ich habe mit Projektmanagement-Tools und auch das erste Mal mit Kanban gearbeitet. Mir sind durch Gespräche und das Nachdenken über das Projekt eigentlich jeden Tag neue Aufgaben eingefallen; Dinge, die man beachten und Leute, mit denen man sprechen muss. Und das alles habe ich gebündelt und geordnet. Und das Projekt ist ja nicht nur von mir abhängig, sondern musste als Beschlussvorlage durch die Bezirksvertretungen und den Rat bestätigt werden. Deshalb war ein bisschen Vorlauf notwendig. Meine zwei Jahre Erfahrung mit dem Stadtteilwettbewerb haben mir sehr geholfen zu verstehen, wie so etwas funktioniert und was besser oder anders sein muss.

Nina: Du hast dir also einen klassischen Projektplan gemacht, mit den nötigen Schritten, was bis wann gemacht und wer mit einbezogen werden muss. 

Charlotte: Also... ich habe versucht einen Projektplan zu machen (lacht). Es ist bei so großen Projekt total schwierig, die Zeiträume einzuschätzen. Das war auch meine erste Begegnung mit einer Beschlussvorlage. Es ist schwer einzuschätzen, wie lange das dauert und was man dafür schon abliefern muss. Da hatte ich aber super Unterstützung von meinem Ansprechpartner in der Bochum Strategie; der hat das für mich organisiert. 

Nina: Musstest du das Projekt dann in den Gremien vorstellen? 

Charlotte: Es war angedacht, dass ich das persönlich vorstelle - und dann kam Corona (lacht). Deshalb war ich nur bei zwei oder drei Sitzungen dabei und danach lief das ohne mündlichen Bericht ab. 

Nina: Die nächste Frage, die ich vorbereitet hatte, ist auch, ob Corona Einfluss auf den Bochum-Fonds genommen hat (lacht).

Charlotte: Eigentlich hatte Corona nicht viel Einfluss darauf, weil wir in diesem Jahr ja keine Veranstaltungen und Projekte fördern. Damit gab es diese Problematik nicht. Und ich habe das Gefühl, dass die Akteur:innen wissen, dass auch nächstes Jahr nicht alles wie sonst sein wird, sie wollen aber trotzdem Projekte machen. Und das finde ich toll - deshalb bin ich auch so positiv überrascht von den letzten vier Wochen. Die Vereine haben es im Moment nicht leicht. Sie können sich nicht mit ihren Mitgliedern treffen und so viel vom dem, was sie geplant hatten, ist in die Brüche gegangen. Trotzdem sind sie motiviert und planen für das nächste Jahr. Vielleicht gibt es Veranstaltungen für das Frühjahr, die so nicht stattfinden können. Vielleicht können sie anders stattfinden - vielleicht kann man sie nach draußen verlegen oder mit einer geringeren Teilnehmerzahl durchführen. Wenn sie gar nicht stattfinden können, heißt das aber ja nicht, dass das Projekt komplett verloren ist, oder die Arbeit, die man hineingesteckt hat. Vielleicht gibt es dann eine Möglichkeit, das zu verschieben. Aber da merkt man auch, dass der Bedarf da ist und die Leute sich total danach sehnen... 

Nina: "Dürfen wir bitte etwas machen?" 

Charlotte: Genau! Es ist natürlich schwierig, sich jetzt mit den Leuten zu treffen. Es ist immer schön, bei den Akteur:innen oder im Verein persönlich vorbeizufahren und bei einer Mitgliederversammlung dabei zu sein, um die Leute kennenzulernen. Dann hat man ein Gesicht vor Augen, was für die weitere Zusammenarbeit wichtig ist. Das geht jetzt natürlich nicht. Aber das holen wir einfach nach, wenn es wieder möglich ist. Was sich noch verändert hat: es war eigentlich der Plan, in Runden vorbeizuschauen, in denen sich Akteur:innen treffen. Auch das wird erstmal nicht stattfinden. Aber wir merken ja, dass schon viele Leute mitbekommen haben, dass es den Bochum-Fonds gibt. Im neuen Jahr haben wir für solche Treffen auf jeden Fall noch Zeit. Und wir werden auch nicht in den ersten zwei Monaten das ganze Geld vergeben haben (lacht). Die Gelder müssen ja nicht nur bewilligt, sondern nachher auch abgerufen werden. Und es gibt immer wieder mal Projekte, die dann doch nicht realisiert werden.

Nina: Du hast zwischendurch schon ein oder zwei genannt, aber hast du noch ein paar Beispiele für Projekte? 

Charlotte: Grundsätzlich ist die Bandbreite der Themen total groß. Es gibt kein Themenfeld, das wir grundsätzlich ausschließen würden. Es gibt Projekte mit Kindern und Jugendlichen, Senioren, im öffentlichen Raum, zur Umwelt - das ist alles denkbar. Themen, die im Moment sehr aktuell sind und uns auch immer häufiger über den Weg laufen, sind Mobilität, zum Beispiel Lastenfahrräder für das Quartier, die man ausleihen kann. Dann wünschen sich viele Quartiere Hochbeete und Gemeinschaftsgärten. Und es gibt viele Veranstaltungen, bei denen Workshops oder Lesungen durchgeführt werden und sich Leute aus dem Quartier näher kennenlernen können.

Nina: Was ist dein Lieblingsprojekt, den Stadtteilwettbewerb eingeschlossen? 

Charlotte: Was ich total toll finde, weil ich es auch fast dreieinhalb Jahre lang begleitet habe, ist das Projekt "Kaffee anne Bude" auf dem Gerther Marktplatz. 

Nina: Da bist du ja auch auf dem Foto auf der Webseite zu sehen! 

Charlotte (lacht): Genau. Ich finde das wirklich toll. Der Verein "Gerther Treff" hatte die Idee, diesen ehemaligen, leerstehenden Kiosk auf dem Marktplatz wiederzubeleben. Der war erstmal nicht besonders schön gestaltet, sondern sie haben einfach diese Ladenklappe aufgemacht und zum Samstagsmarkt Kaffee, belegte Brötchen und Kuchen angeboten und ein paar Bierbänke davor aufgestellt. Und dann ist so viel passiert: Sie haben den Kiosk umgebaut; er ist von außen mit historischen Bildern komplett neu gestaltet, an denen viele Leute stehen bleiben. Der Verein hat auch einen Bücherschrank daneben aufgestellt, zusammen mit dem USB. Das ist eine richtige Institution geworden, bei der sich Leute treffen, um am Samstagsmarkt nicht nur einkaufen zu gehen, sondern auch zusammen einen Kaffee zu trinken.

Nina: Was gefällt dir daran so gut?

Charlotte: Dass es generationsübergreifend ist und sich da Menschen treffen, die sich wahrscheinlich sonst nie unterhalten hätten. Es ist wirklich traurig, dass Corona jetzt dazwischen gekommen ist. Man merkt, dass alle darunter leiden, dass es diesen Treffpunkt gerade nicht gibt. Das ist ein wirklich schönes Projekt. Und ein zweites: im Stadtteilzentrum Linden hat die Werbegemeinschaft viel angeregt, zum Beispiel von Kindern bemalte Nistkästen und bunte Verteilerkästen. Das nimmt man im Stadtbild auch wahr. 


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