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Stadt-Gespräche — Folge 15

In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge sprechen wir mit Ralf Engels darüber, wie man durch eine neue Raumgestaltung für ein angenehmeres Arbeitsumfeld sorgen könnte.

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Nina da Costa: Was könnte man deiner Meinung nach tun, um für mehr Kontakt über die Silos hinaus zu sorgen?

Ralf Engels: Wir haben zwar erste Treffpunkte, bräuchten aber deutlich mehr davon. Einfach mehr öffentliche Räume, wo man sich auch mal mit seinem Laptop hinstellen kann — wenn man denn einen hätte — um auch mal Ruhe oder eine andere Umgebung zu haben. Da darf es auch kein Problem sein, dass sich Menschen treffen und eine Stunde reden, auch wenn das Arbeitszeit ist. Bei uns sehe ich da verhältnismäßig wenige Schwierigkeiten, weil in den Führungsriegen mitgetragen wird, dass man sich austauschen soll. Natürlich muss man da nicht drei, vier Stunden stehen und über das letzte Fußballspiel quatschen. Aber sich mal auszutauschen über das, was man tut, das dürfte es gerne mehr geben, und dafür dürfte es auch gerne mehr Räume geben.

Nina: Mehrzweckräume, eigentlich.

Ralf: Genau, und die ganzen anderen Ideen, die von den Kritikern sehr gerne abgetan werden mit: “Das ist wieder ein Großraumbüro — da haben wir es mit Mühe und Not durchgesetzt, die abzuschaffen, sodass man in Ruhe arbeiten kann.”

“Individualität ist das, wo es in Zukunft hingehen muss. Da kommen wir nicht drum rum.”

Nina: Bei “Cisco” haben sie Räume, die spezifisch auf die Art von Arbeit zugeschnitten sind. Es gibt ein Großraumbüro, kleine Räume, in denen du telefonieren kannst, Räume für kleine und für große Teams — alle mit Videokonferenz- Equipment, sodass du als Team sogar noch mit anderen Teams kommunizieren kannst. Das fand ich cool: Arbeitsräume für verschiedene Arten von Arbeit. So, wie man ein Schlafzimmer hat und eine Küche. Aus irgendeinem Grund sind wir im privaten Zuhause besser darin, die Räume nach der Nutzung aufzuteilen.

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Ralf: Das Intelligente, was wir zu Hause machen ist, dass wir nicht versuchen, alles gleich zu machen. Ich will ja gar nicht, dass die Küche so aussieht wie das Wohn- oder das Schlafzimmer, sondern dass die Räume entsprechend ihrer Funktionalität eingerichtet sind. Und das ist der Unterschied: In einem klassischen Bürogebäude sollen alle Büros gleich aussehen, jeder Mitarbeiter im 90 Grad-Winkel mit 1,24 Meter Abstand zum Fenster sitzen und den gleichen Schreibtisch und Bildschirm haben. Das ist das Problem, dass dieses Denken immer noch so verbreitet ist und die Gebäude zum Teil immer noch so gebaut werden. Aber Individualität ist das, wo es in Zukunft hingehen muss. Da kommen wir nicht drum rum.

“Nicht jeder Mensch ist fürs Einzelbüro, aber auch nicht jeder für Großraumbüro und Kreativräume geeignet.”

Nina: Für mehr Kreativität und Innovation.

Ralf: Genau. Es gibt sicher Menschen, die Struktur und Gleichmäßigkeit brauchen, und vielleicht auch ein eigenes Büro. Das würde ich auch berücksichtigen wollen, wenn man über moderne Arbeitstechniken und Raumkonzepte spricht. Nicht jeder Mensch ist fürs Einzelbüro, aber auch nicht jeder für Großraumbüro und Kreativräume geeignet. Was man braucht sind Ermöglicher, die sagen: “Wie und wo ihr die Arbeit erledigt, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass wir produktiv sind, gut arbeiten und für unsere Mitarbeiter ein erstrebenswertes Umfeld schaffen, in dem sie gerne arbeiten…”

Nina: Und in das auch neue Mitarbeiter gerne dazukommen.

Ralf: Ja, der Fachkräftemangel wird zwangsläufig dazu führen, dass wir unsere Arbeit anders organisieren, weil viel weniger Menschen die gleichen Aufgaben machen müssen. Beim Pflegen von Grünanlagen kann ich mir lustige Roboter vorstellen wie ich will, aber ich glaube nicht, dass ich auf die Menschen verzichten kann. Es gibt vielleicht andere Aufgaben, bei denen das eher möglich ist: weniger zu verwalten und mehr mit Bürgern in Interaktion zu treten. Ich finde die Vorstellung interessant, draußen unterwegs zu sein, ein Tablet dabei zu haben, das weiß, wo ich bin und mir anzeigt, was wo zu tun ist. Und wenn ich fertig bin, drücke ich auf einen Knopf — und das ist der Verwaltungsakt. Sonst muss ich zwei Stunden früher ins Büro zurückfahren, nur, um alles, was ich heute gemacht habe, fein säuberlich aufzuschreiben. Das kann nicht die Zukunft sein.

“Gerade die älteren Menschen haben Veränderungen mitgemacht, die sie sich selbst nicht zutrauen würden, wenn man sie heute fragen würde!”

Nina: Ich glaube auch, dass man sich auf die Sachen konzentrieren sollte, die automatisierbar sind, wie eben die Dokumentation.

Ralf: Genau. Natürlich gehört es zur Verwaltung dazu, zu dokumentieren, welche Arbeiten man tut. Und da glaube ich, dass das Verteufeln der Digitalisierung der falsche Ansatz ist. Wie viel Angst da vorhanden ist vor einer Veränderung, vor der man keine Angst haben muss.

Nina: Und es ist vor allem Veränderung, die längst — seit vielen Jahren — passiert. Es gibt zu diesem Thema eine spannende Frage: Welche App war bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 am beliebtesten?

Ralf: …gab es da überhaupt schon Apps?

Nina (lacht): Richtige Antwort! Apps und Smartphones gibt es erst seit 2007. Und jetzt überleg mal, für wie viele es nicht mehr wegzudenken ist.

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Ralf: Und das ist total spannend. Wenn ich vor 30 Jahren unterwegs war, hatte ich kein Navi, erst recht kein Telefon… Da musste ich gucken, wie ich am Ziel ankomme! Und man konnte niemandem Bescheid sagen, wenn man zu spät kam. Im Optimalfall hatte man vielleicht eine Telefonzelle. Gerade die älteren Menschen haben so viele Veränderungen mitgemacht, so viel geleistet, um sich anzupassen — um jetzt auch alle mit ihren Smartphones herumzulaufen. Sie haben Veränderungen mitgemacht, die sie sich selbst nicht zutrauen würden, wenn man sie heute fragen würde!

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