Stadtmarketing als Stadttochter
Stadt-Gespräche - Folge 36
In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge berichtet Charlotte Kreckel, wieso es sinnvoll sein kann, das Stadtmarketing von der Verwaltung abzukoppeln.
Nina da Costa: Was sind bei Bochum Marketing Gemeinsamkeiten und was Unterschiede zur klassischen Verwaltung?
Charlotte Kreckel: Wir sind ein Unternehmen, also nicht wie die Verwaltung aufgebaut. Wir haben vier Abteilungen, die jeweils eine:n Abteilungsleiter:in haben. Mitarbeiter:innen haben aber auch teilweise Projektleitungen inne. Das heißt nicht, dass man alles alleine entscheiden kann, sondern es finden Abstimmungen statt - im Team, auf Abteilungsleiterebene und bei manchen Themen auch mit der Geschäftsführung. Aber ich würde schon sagen, dass wir wesentlich kürzere Wege haben. Wir sind über 40 Mitarbeiter:innen. Man kann mal bei den anderen klopfen und fragen: Wie sieht das aus, können wir das gemeinsam machen oder kannst du mir da helfen?
Nina: Warum glaubst du, dass es sinnvoll ist, Stadtmarketing aus der Verwaltung auszugliedern?
Charlotte: Ein Vorteil kann sein, dass man etwas agiler agieren kann, zum Beispiel bei Themen rund um Corona. Da mussten wir kurzfristig einiges umstellen, was wir eigentlich für das Jahr geplant hatten, und andere Dinge auf den Weg bringen. Als der erste Lockdown kam, mussten wir uns überlegen, wie wir die Händler:innen vor Ort unterstützen können. Da waren dann erste Schritte, alle Angebote der Einzelhändler und Dienstleister in Bochum auf unserer Webseite zu sammeln. Dann haben wir daran gearbeitet, dass mehr Teilnehmer:innen in unserem Online-Marktplatz „Wir sind Bochum“ vertreten sind, wo sie ihre Produkte, Speisen und Angebote präsentieren können. Da unterstützt uns jetzt auch die Stadt Bochum, indem sie Mittel zur Verfügung stellt, damit wir es schaffen, dass mehr Einzelhändler:innen und Dienstleister:innen online vertreten sind.
Nina: Fällt dir noch ein Vorteil ein?
Charlotte: Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass wir als GmbH keine Ausschreibungen und Vergabeverfahren machen müssen wie die Stadt. Wir können einfach eine Agentur beauftragen - "einfach" in Anführungszeichen, weil wir natürlich immer mehrere Angebote einholen. Aber wir haben einen schnelleren Weg, um jemanden zu beauftragen. Und diese Kombination aus einer GmbH, die halbstädtisch ist und Tourismus, Veranstaltungsmanagement und Stadtmarketing vereint, ist sehr selten in Deutschland. Oft ist das Stadtmarketing in der Verwaltung angesiedelt.
Nina: Wie steht es denn bei euch intern in Sachen Digitalisierung?
Charlotte: Ja, wir sind auf jeden Fall auf einem guten Weg. Es gibt seit ungefähr zwei Jahren ein Innovationsmanagement bei uns im Hause - jemanden, der sich damit beschäftigt und Digitalisierung mit auf den Weg bringt. Corona hat das Ganze natürlich nochmal befeuert. Auch im Kleinen: dass jetzt ein neuer und großer Bildschirm im Besprechungsraum hängt, sodass man da gute Video-Meetings abhalten kann.
Nina: Ihr arbeitet nicht mit Papierakten, oder?
Charlotte: Nein, wir sind gut mit Tools ausgestattet und probieren da gerade auch ganz viel aus. Wir haben z. b. ein Chat-System und arbeiten mit einem Projektmanagement-Tool. Das haben wir im Zuge von unserem Projekt "700 Jahre Bochum" gestartet, weil wir gemerkt haben, dass es da richtig große Projekte gibt, bei denen die Teams sehr groß sind. Also teilweise zehn, zwölf Leute pro Team. Und das zu organisieren kriegen wir nicht mehr hin wie bisher, dafür brauchen wir ein Projektmanagement-Tool. Und dazu dürfen wir alle unser Feedback geben und zum Beispiel sagen, wenn etwas noch nicht so klappt, wie wir uns das vorstellen.
Nina: Da arbeitet ihr bestimmt auch mit Kanban-Boards, oder?
Charlotte: Genau. Solche Methoden sind auch für fast alle noch neu - manche hatten es schon mal im Studium oder in der Ausbildung. Das muss erstmal geübt werden, macht den meisten aber viel Spaß. Es spart auch schon mal ein paar To-Do-Listen auf Papier. Und es gibt nun auch die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Aber wenn man mehrere Tage zu Hause verbringt, vermisst man doch den Kontakt. Es haben jetzt schon ein paar Kolleg:innen angefangen, in einer Videokonferenz mal gemeinsam zu Mittag zu essen oder Kaffee zu trinken. Ich finde trotzdem, dass der Austausch zu kurz kommt. Vielleicht muss man es auch üben, aber bisher finde ich, dass die Videokonferenzen das nicht ersetzen können.
Nina: Gemeinsames Kaffeetrinken muss man im Home Office leider auch planen, obwohl sowas normalerweise ungeplant passiert.
Charlotte: Genau: du gehst auf den Flur, holst dir einen Kaffee und triffst jemanden.
Nina: Und jetzt: "Um Punkt 15 Uhr wird entspannt zusammen Kaffee getrunken!"
Charlotte (lacht): Ja, das klappt auf Knopfdruck sicher sehr gut!
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