Die Beschäftigtenkonferenz - Teil 1: Die Hintergründe
Stadt-Gespräche - Folge 41
In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge erzählen Michaela Claas und Jasmin Wiemers-Krüger von den Anfängen der ersten Bochumer Beschäftigtenkonferenz und davon, wie sie sich ihr Team für deren Organisation zusammengestellt haben.
Nina da Costa: Erklärt doch erstmal, was die Beschäftigtenkonferenz ist.
Jasmin Wiemers-Krüger: Es war klar, dass man sich in Sachen Wandel sehr lange auf der Ebene der Führung bewegt. Das finde ich auch richtig, weil man mit denjenigen anfangen muss, die es dann aktiv einbringen. Aber es war auch klar, dass der Punkt kommt, an dem wir die Beschäftigten mit an Bord nehmen und daran beteiligen. Mit der Bochum Strategie haben wir das, was wir nach innen machen, für die Stadt aufgestellt. Da gab es oft die Kritik: "Ihr macht eine super Strategie für die Bürgerinnen und Bürger, aber nach innen macht ihr nichts, und wir müssen es ausbaden." Klar, es ist auch so, dass die Verwaltung das erarbeiten muss. Aber da muss man klar trennen: die Bochum Strategie gibt es für die Stadt Bochum, nicht für die interne Stadtverwaltung. Und aus der Kritik heraus ist die Idee der Beschäftigtenkonferenz entstanden - und zwar durch die Beschäftigten, auf dem Markt der Ideen, einem Beteiligungsformat für die Bochum Strategie. Und diesen abstrakten Auftrag haben wir dann bekommen.
Nina: Das ist ja alles ein riesiges Ding. Warum habt ihr "Hier" geschrien oder gesagt, dass ihr euch kümmert, obwohl es eine so abstrakte Aufgabe ist? (Michaela schüttelt den Kopf). Okay, ihr habt nicht "hier" geschrien (lacht).
Michaela Claas: Es war sogar mehr. Wir hatten eine Referatsbesprechung mit dem Oberbürgermeister, bei der wir ihm gesagt haben, dass die Beschäftigtenkonferenz auf jeden Fall noch im Jahr 2019 stattfinden muss.
Jasmin: Stimmt, das habe ich ganz vergessen! Wir haben Druck gemacht.
Michaela: Genau, und er sagte: “Traut ihr euch das zu? Es gibt noch eine Bürgerkonferenz und ihr habt so viel auf dem Tisch.” Sie wollten das in dem Jahr noch nicht machen. Und dann hieß es: “Wenn ihr euch das wirklich zutraut - okay, macht das”. Wir sagen immer, wir wurden beauftragt, aber wir haben uns eigentlich wieder mal selbst beauftragt (lacht).
Jasmin: Es war klar, dass es die Konferenz geben soll. Aber wir haben gesagt: wir müssen jetzt die Leute mitnehmen, weil das Thema da ist. Ich erinnere mich an stundenlange Gespräche, wie wir überhaupt die Einladung strukturieren. "Wen laden wir ein” und “Die kommen sowieso nicht..." Ich glaube, drei Stunden lang haben wir nur darüber diskutiert, was passiert, wenn wir jemandem absagen müssen.
Michaela: Was wir nachher tatsächlich tun mussten. 450 Teilnehmer:innen war die Grenze, und irgendwann hatten sich mehr angemeldet.
Jasmin: Einen Lerneffekt hatten wir am Tag der Konferenz: man kann noch viel mehr Zusagen annehmen, weil viele doch nicht können. Dafür sind aber auch spontan welche gekommen. Es hielt sich die Waage.
Nina: Wie viele wart ihr im Orga-Team und habt ihr es euch selbst zusammengesucht?
Michaela: Uns war ganz wichtig: es dürfen nicht nur zwei “Damen aus dem Referat” sein - wir brauchen einen Querschnitt aus Beschäftigten der ganzen Verwaltung, die uns auch mal auf den Boden der Tatsachen zurückholen und sagen, was man so mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machen kann. Ich überlege gerade, wie viele wir waren...
Jasmin: Wir waren insgesamt 18. Es gab einen harten Kern, weil wir wussten, dass nie alle dabei sein können. Wir hatten ja eine unglaubliche Zeittaktung. Das Team durften wir uns selbst zusammenstellen. Und wie sagtest du? "Es dürfen nicht nur Damen aus dem Referat sein" (lacht). Uns war total klar: wir dürfen uns nicht in unserer Filterblase bewegen, sondern wir brauchen auch Leute, die von ganz woanders kommen. Ich glaube schon, dass wir einen realistischen Blick haben, aber wir arbeiten ja seit Jahren an ein und derselben Stelle. Natürlich braucht man da auch anderen Input.
Nina: Immerhin hat die Stadt Bochum etwa 200 verschiedene Jobs - und ihr macht einen davon. Da ist es gut, wenn man noch ein paar andere Einblicke dabei hat.
Jasmin: Wir haben am Anfang eine Runde gemacht und gefragt: “Warum habt ihr Ja gesagt, als wir euch gefragt haben?” Und eine hat gesagt: "Ich bin eigentlich nur hier, um das Schlimmste zu verhindern" (lacht). Und das war auch der Anspruch: Wenn man schon so eine Konferenz macht, darf man sie nicht an den Beschäftigten “vorbei-organisieren”. Ich war skeptisch, ob alle Lust haben, in so einen Arbeitsaufwand mit reinzugehen. Und es war unser erstes positives Erlebnis, dass sofort alle Ja gesagt haben! Ich hatte mir eine irre Argumentation zurechtgelegt, warum man auf jeden Fall mitmachen muss, und die war gar nicht nötig. "Ja sicher, ich bin dabei! Schick Termine." So fing das schon an.
Nina: Ein gutes Zeichen für die Konferenz: die Leute wollen mitgestalten.
Jasmin: Und wir hatten Leute aus allen Ebenen, allen Dezernaten - von der Führung und Amtsleitung bis zur Sachbearbeitung war alles dabei. Die Runde war anstrengend, definitiv. Aber sie war auch wahnsinnig konstruktiv.
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