Gemeinsam agil
Stadt-Gespräche — Folge 22
In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge sprechen wir mit Thomas Schäfer vom Projekt Arbeiten 4.0 darüber, wie man am besten mit agilen Methoden anfangen kann.
Nina da Costa: Hast du Tipps, wenn jemand eine agile Methode ausprobieren will? Wie kann man anfangen?
Thomas Schäfer: Also grundsätzlich gilt erstmal: Machen! Einfach mal anfangen. Je nachdem, was man ausprobieren will, muss man natürlich schauen, dass man die richtigen Leute zusammenkriegt. Es wäre blöd, wenn man da alleine steht. Das kann trotzdem schon helfen — ich benutze mein Kanban-Board auch alleine, und das hilft mir schon. Und dann kommen Leute vorbei und sagen: Was hast du denn da? Und man kann es ihnen erklären. Dann nutzen wir es zu zweit, und später kommt noch der Dritte und der Vierte, und irgendwann hat man genug zusammen.
Nina: Man braucht die gegenseitige Unterstützung, um das zusammen herauszufinden.
Thomas: Genau. Wenn man in einem Team arbeitet, weiß man, mit wem man gut arbeiten kann. Und denen sagt man: lass uns das mal ausprobieren. Wenn man noch klar macht, dass es auch schiefgehen kann, hat man sich eigentlich alle Fallstricke genommen und kann anfangen. Es gibt bei uns Teams, die das schon machen, und das auch erfolgreich. Und die damit zufrieden sind. Dann kann’s ja so verkehrt nicht sein. Wenn man sich etwas ausgesucht hat, das man testen möchte, sucht man sich die Leute, die man braucht und fängt einfach mal an. Das würde ich zumindest vorschlagen.
“Eigentlich ist es egal, auf welche Art jeder seine Arbeit erledigt, solange sie erledigt wird.”
Nina: Nicht ewig planen und überlegen, was alles schiefgehen könnte.
Thomas: Keine 110%-Lösungen, nicht bis ins letzte Detail überlegen, wem man damit auf die Füße treten könnte. Der Gedanke hinter agilen Methoden ist ja: Eigentlich ist es egal, auf welche Art jeder seine Arbeit erledigt, solange sie erledigt wird. Und das wird durch diese Strukturen nachvollziehbar und transparent. Solange ich beim Ausprobieren meine eigene Arbeit schaffe, gibt es ja nichts auszusetzen. Mein Chef sagt mir ja auch nicht: haargenau so und so musst du deine Arbeit machen. Solange am Ende etwas Sinnvolles herauskommt, sind die Chefs da sicher auch entspannt.
Nina: Was würdest du zu Menschen sagen, die den Sinn hinter agilem Arbeiten nicht sehen oder sagen: das bringt mir nichts?
Thomas: Denen muss man das einmal zeigen. Gerade, wenn man zeigt, wie man in ein paar Minuten richtig viele Ideen generieren kann, sieht jeder, dass es etwas bringt. Wenn man jeden Tag Aufträge abarbeitet… Da fände ich es, glaube ich, auch schwer, auch noch eine agile Methode auszuprobieren — außer man kann flexibler arbeiten. Aber alles, was keine Standardaufgabe ist, lässt sich relativ clever damit lösen. Und wenn man die Leute einmal an Bord hat, sie gesehen haben, dass es funktioniert, dann sind sie, würde ich sagen, überzeugt. Jedes Team hat ja Probleme, die es lösen will. Da kann man alle an einen Tisch holen und über diese Probleme mit agilen Methoden nachdenken. Sie vielleicht auch in einen Raum holen, der schön ist — raus aus dem Umfeld, das sie jeden Tag sehen. Man muss die Menschen an die Hand nehmen.
“Es ist schön, wenn das für manche die komplette Erfüllung bringt. Aber es wird immer Leute geben, die damit unglücklich sind.”
Nina: Was sollte man denn deiner Meinung nach absolut gar nicht tun, wenn man mit agiler Arbeit anfängt? Was muss man auf jeden Fall vermeiden?
Thomas: Ich glaube, man sollte vermeiden, das als einen Problemlöser für alles zu verkaufen. Es löst schon viele Probleme; am Ende gibt es aber welche, die einfach tiefer liegen. Wenn zum Beispiel die Stimmung oder Kultur im Team komplett desaströs ist, löst man das damit auch nicht. Und dann geht so eine Einführung auch sicherlich nicht schnell. Man sollte auch nicht sagen: “wir machen das jetzt so, und ab morgen läuft alles”. Es gibt einfach Probleme, die man nicht sofort lösen kann. Es gibt auch technische Probleme — man kann etwa nicht “mal eben spontan” Software kaufen. Da sind wir an Gesetze gebunden. Und man kann auch nicht versprechen, dass alle glücklich werden. Es ist am Ende immer noch Arbeit. Es ist schön, wenn das für manche die komplette Erfüllung bringt. Aber es wird immer Leute geben, die damit unglücklich sind. Und ich denke, man muss vorsichtig damit sein, zu hohe Erwartungen zu wecken.
Nina: Es ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeug.
Thomas: Genau!
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