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Die Beschäftigtenkonferenz Teil 4 - Wie geht's weiter?

Verwaltung

Stadt-Gespräche - Folge 48

In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge erzählen Michaela Claas und Jasmin Wiemers-Krüger, wie nach der Beschäftigtenkonferenz mit den dort entwickelten Themen weitergearbeitet wurde und was sich die beiden für eine zweite Konferenz wünschen würden.

Nina da Costa: Die Beschäftigtenkonferenz war ja mit dem Tag der Veranstaltung noch nicht vorbei. Wie ging es danach weiter? 

Michaela Claas: Es gab einen Auswertungs-Workshop, für den wir auf der Konferenz Werbung gemacht und den Termin auch schon gesetzt hatten. Das ging ca. einen Monat später im Kunstmuseum los. Wir haben uns dafür entschieden, den Workshop wieder mit dem Berater zu planen.

Jasmin Wiemers-Krüger: Er hat uns beim Konzept geholfen, es war aber schnell klar, dass er das nicht übernehmen kann. Und wir haben gesagt: dann machen wir das selbst, wir kriegen das schon hin. Wir haben ihn gebeten, mit uns einen Moderationsfahrplan zu basteln, weil wir das in dieser Dimension noch nie gemacht hatten.

Michaela: Insbesondere, um unserem Motto “von Beschäftigten für Beschäftigte” treu zu bleiben - die wir ja auch sind - war es nur folgerichtig, das selbst zu machen und uns das auch zuzutrauen. 

Nina: Was ist in diesem Workshop rausgekommen? 

Jasmin: Vielleicht muss man vorher sagen, dass wir gesagt haben, es würde einen Auswertungs-Workshop geben wird, ohne zu wissen, wie der eigentlich aussehen wird. Wir wussten ja nicht, wie sich die Konferenz entwickelt und was dabei rauskommt. Wir haben aber gesagt, dass wir auf jeden Fall den nächsten Schritt machen wollen. Wir haben den Workshop mit dem Ziel konzipiert, eine Arbeitsatmosphäre hinzukriegen, in der wir etwas ganz Konkretes, Konstruktives erarbeiten können. 

Michaela: Ein Thema war besonders präsent: Warum muss ich auf den Sommer warten, um um 6 Uhr anfangen zu dürfen, wenn ich ein früher Vogel bin? Oder warum darf ich als “später Vogel” nicht um 21 Uhr arbeiten? Unser Stadtdirektor und der Personalratsvorsitzende waren nachher auch vor Ort, haben sich auf diesem Workshop schon in die Augen geschaut und gesagt: Wenn das so ein Konsens ist, gehen wir das an. Und wenige Wochen später wurde tatsächlich die Dienstvereinbarung ins Leben gerufen, sodass man zum Beispiel um 6 Uhr anfangen kann. Das war der Hammer, weil viele darum jahrelang gerungen haben - und auf einmal ging das.

Jasmin: Die Beschäftigten haben uns 30 Empfehlungen ins Büchlein geschrieben. Da haben wir aber nie gesagt: “Die werden nächste Woche erledigt”. Da waren wir ganz ehrlich.

Nina: Habt ihr noch so zwei, drei weitere Beispiele? 

Michaela: Home Office war ein ganz großes Thema - wobei uns natürlich jetzt die Pandemie in die Hände gespielt hat. 

Jasmin: Genau: mobiles Arbeiten, Home Office, WLAN für alle, technische Ausstattung. Wir haben parallel in Kleingruppen gearbeitet, sodass es ein paar Dopplungen gab. Ich erinnere mich noch gut an das Raumbuchungsportal: Wir haben bei der Stadt das Phänomen, irre viele Räume zu haben, die kein Mensch kennt, geschweige denn, die über ein System buchbar wären. Wir brauchen solche Räume aber oft, und eine Idee war es, alle ins Intranet zu bringen, wo man sie dann mit einem Klick buchen kann - möglichst direkt mit Essen, Trinken und Technik. Die restlichen Empfehlungen waren viel zu Vernetzung, Akzeptanz von Out-of-the-Box-Denken... 

Michaela: Ideenmanagement. 

Jasmin: Stimmt, da sind wir auch ein ganzes Stück weiter. Das Thema Zusammenarbeit gab es viel. Und dann so vermeintlich kleine Sachen wie eine Moderationsausrüstung in jedem Dezernat. 

Nina: Aber das sind ja eigentlich genau die Dinge, die ihr vorantreiben wollt.

Michaela: Genau - wunderbar! (Lacht) Es wurde auch ein “Laun-o-Meter” gefordert, für kurze, knackige Abfragen, mit denen man mal die Stimmung einholen oder sowas fragen kann wie: “Das ist Projekt XY, was haltet ihr davon?” Wir wollen bald ein Laborprojekt starten, um das Ganze konzeptionell zu durchdenken, und auch die Menschen an Bord holen, die den Vorschlag gemacht haben. 

Nina: Würdet ihr gerne eine zweite Bochumer Beschäftigtenkonferenz starten? 

Michaela: So gerne! Wenn ich könnte, würde ich jetzt schon in die Planung für den ersten Oktober 2021 einsteigen - für eine analoge Veranstaltung.

Jasmin: Es steht ein bisschen in den Sternen. Es war uns schon klar, dass es eine zu enge Taktung ist, jedes Jahr eine Konferenz durchzuführen. Sonst kämen wir ja gar nicht dazu, die Empfehlungen auch umzusetzen, weil wir nur mit der Orga beschäftigt wären. Aber alle zwei Jahre wäre toll. Ich bin auch noch nicht bereit, das zu begraben. 

Michaela: Ich auch nicht. Man muss sagen, dass wir für die letzte Konferenz gar nicht so viel Zeit hatten. Wir mussten sehr schnell agieren - insofern würde ich mir keine Gedanken machen, wenn wir doch noch spontan sagen: Okay, trotz Corona kriegt man das hin. 

Jasmin: Wir haben außerdem immer gesagt, dass dazwischen kein Loch entstehen darf, deshalb hatten wir noch mehr Veranstaltungen geplant. Die erste war aus der Not heraus geboren, und zwar waren die Sachstände so gefragt, dass wir sie nochmal im Ratssaal aufgebaut haben. Und wir fanden, dass das ein super Format ist, um immer wieder zu informieren. Dazu wollten wir eigentlich im Mai letzten Jahres die nächste Veranstaltung machen und alle 30 Empfehlungen und ihren Bearbeitungsstand als Sachstände präsentieren. Aber das ist durch Corona leider flachgefallen. 

Michaela: Wir haben versucht, das mit “Sachstände digital” online zu machen. Aber die Begeisterung der Menschen kriegen wir so leider nicht transportiert. 

Jasmin: Das müssen wir jetzt nehmen, wie es ist, und digitale Wege finden, darüber zu informieren.

Nina: Wollt ihr die nächste Beschäftigtenkonferenz ähnlich der Bürger:innenkonferenzen gestalten: mit einem übergeordneten Thema? 

Michaela: Wir hatten zum Jahrestag das Planungsteam eingeladen - eigentlich, um unseren Erfolg zu feiern. Das hatten wir nämlich, obwohl ein Jahr um war, zeitlich noch nicht geschafft. Dabei haben wir zurückgeblickt, was wir alles erreicht haben und gemeinsam einen Ausblick gewagt. Da kamen solche Überlegungen.

Jasmin: Wir wollen nicht in Fachspezifika einsteigen, sondern es muss etwas sein, bei dem die ganze Verwaltung einen Angriffspunkt hat. Zum Beispiel das Thema Zusammenarbeit und Führung. Dass man den Führungskompass auf die Waage stellt und fragt, welche Erfahrungen damit gemacht wurden und wie es mit den Teamworkshops läuft. Es sollte etwas sein, zu dem jeder sofort etwas sagen kann.

Nina: Was wünscht ihr euch für diese zweite Veranstaltung? 

Michaela: Wir hatten einen guten Querschnitt, aber wir sind mal die unteren Entgeltgruppen durchgegangen, zum Beispiel Leute aus dem technischen Betrieb oder der Reinigung. Es waren ein paar da, aber da würde ich mir noch mehr Menschen vor Ort wünschen. Vielleicht müssen wir nächstes Mal hinfahren und Hemmungen und Hürden abbauen helfen. 

Jasmin: Damit die Verwaltung den Kulturwandel nicht nur in den typischen Verwaltungsjobs wahrnimmt, sondern das Thema in die ganze Breite der Verwaltung getragen wird. 

Nina: Und zum Abschluss: Was ist euer Appell an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung? 

Jasmin: Gerade, weil ich ja keine typische oder angestammte Verwaltungsmitarbeiterin bin, würde ich allen gerne sagen, dass sie sehr dankbar sein sollten für ihren Job. Wirklich. Der macht nicht immer Spaß, der hat seine Grenzen und Hürden, keine Frage. Aber es ist ein sicherer Job, bei dem wir Dienstleistungen für Leute anbieten, deren Leben wir bereichern oder voranbringen können. Ich wünsche mir manchmal mehr Dankbarkeit von den Angestellten selbst, für diese Aufgabe. 

Michaela: Da hast du total recht. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte - Jasmin, da gucke ich dich an - du bist immer so ein positiver Mensch! (Lacht) Wenn mehr von diesen positiven Schwingungen in die Verwaltung getragen werden könnten, wäre das super. Wenn alle einfach ein bisschen mehr Spaß an der Arbeit hätten. Und wenn man selbst das Positive vorantreibt, begegnet einem auch ganz viel Positives.

Nina: Vielen Dank euch beiden! 

Jasmin: Sehr gerne.

Michaela: Danke dir!

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