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Die Stadt als attraktive Arbeitgeberin?

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Stadt-Gespräche — Folge 3

In den neuen Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-Up ShiftDigital, mit Menschen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und Neues Arbeiten. In dieser Folge erfährst du von Björn Schoppohl, wie sich die Stadt mit verschiedenen Vorteilen für die Mitarbeiter*innen attraktiver machen kann.

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Nina da Costa: Willkommen, Björn! Stell dich doch bitte kurz selbst vor.

Björn Schoppohl: Ich bin Björn, 48 Jahre alt. Ich bin seit 1999 bei der Stadt Bochum und habe dort verschiedene Stellen durchlaufen. Angefangen habe ich im Bereich von Digitalisierung im Kanalkataster, also im Tiefbauamt. Dann bin ich in die IT gewechselt, dann ins Projektmanagement und inzwischen im Personalamt angekommen. Da betreue ich das gesamte Projektmanagement der Stadtverwaltung, also die Software. Und ich mache selbst noch zwei Projekte, nämlich das Projekt Arbeiten 4.0 und das Projekt Desk Sharing.

Nina: Du hast also wenig zu tun.

Björn (lacht): Definitiv.

Nina: Wie bist du denn bei der Verwaltung gelandet?

Björn: Das war ein sehr bewusster Schritt. Ich habe in einem kleinen Büro angefangen und gemerkt, wie schwierig es ist, am Monatsende genug Geld zu haben, um seine Mitarbeiter zu bezahlen. Da gab es ein spannendes Gespräch mit einem Freund, der aus der freien Wirtschaft in die Verwaltung gewechselt ist. Ich hatte dasselbe Angebot und habe gesagt: den Schritt mache ich.

Nina: Das heißt, dein Grund für den Wechsel war in erster Linie Sicherheit?

Björn: Ja, definitiv Sicherheit und geregelte Arbeitszeiten. Dann kam noch dazu, und da muss man auch ehrlich sein: nah an der Arbeitsstelle zu wohnen und in der Innenstadt zu sein bedeutet, dass man in der Mittagspause viel machen kann. Das waren Vorteile, die bei der Entscheidung mit im Kopf rumgespukt sind.

“Ich glaube, dass Sicherheit in der heutigen Zeit kein Argument mehr ist.”

Nina: Wenn du das runterbrechen kannst: Was macht die Stadt zu einer attraktiven Arbeitgeberin, und woran muss sie noch arbeiten?

Björn: Sicherheit ist bestimmt einer der Vorteile, die immer angeführt werden. Ich glaube aber, dass das in der heutigen Zeit kein Argument mehr ist. Die Möglichkeit, vielschichtig arbeiten zu können finde ich bei der Stadt hochgradig spannend. Man kann wahrscheinlich auch eine Motivation darin sehen, für den Bürger etwas zu tun oder für seine Stadt. Aber ist das wirklich die Motivation? Nein: ich glaube, man will für sich etwas finden, das einem Spaß macht und bei dem man sich wohlfühlt. Aber eine Stadt hat die Einschränkung, dass sie groß ist und damit nicht besonders innovativ. Das muss einem bewusst sein, wenn man diese Entscheidung trifft.

“Das fände ich hochattraktiv für die Stadt als Arbeitgeberin.”

Nina: Man muss dafür kämpfen, dass sich etwas ändert.

Björn: Ja, definitiv. Es ist nicht einfach, Strukturen zu verändern. Aber es ist ja in jeder großen Firma so, dass man nicht mal eben Sachen ändern kann - das geht in kleinen Strukturen viel besser. Dafür bietet die Stadt eben riesige Sicherheiten, wie etwa Personalrat und Kündigungsschutz. Es ist nicht “Hire and Fire”, also, dass Leute schnell wieder gefeuert werden. Und es ist ein “9 to 5”-Job. Also keine Schichtdienste, keine Arbeit an Wochenenden. Das sind schon Überlegungen, die man anstellen sollte.

Nina: Wenn du irgendwann mal aufhörst, bei der Stadt zu arbeiten, was möchtest du bis dahin gerne miterlebt oder erreicht haben?

Björn: Was mir sehr am Herzen liegt ist, den Gesundheitsaspekt noch stärker zu berücksichtigen. Alles was dazu gehört: von Rückenschule über sportliche Angebote bis hin zu Entspannungsübungen. Da sind aber die Barrieren sehr hoch. Das ist immer das Argument: ihr geht mit Steuergeldern um und darauf könnt ihr euch keinen persönlichen Mehrwert generieren. Aber solche Sachen sind ja inzwischen schon Standard in Unternehmen. Auch Angebote wie ein Kicker oder eine Tischtennisplatte wären toll, bis hin zu Betriebs-KiTas für Familien. Das fände ich hochattraktiv für die Stadt als Arbeitgeberin.

“Es wäre ein toller Gewinn für die Mitarbeiter*innen, wenn sie ihre Arbeitszeit flexibler gestalten könnten.”

Nina: Ich kann mir auch vorstellen, dass dieses Argument mit den Steuergeldern weniger relevant wird, wenn es wie du sagst auch in Unternehmen zum Arbeitsplatz dazu gehört, dass man kein Wasser mitnehmen muss, sich gratis einen Kaffee holen kann, oder dass es Sportangebote gibt.

Björn: Ich glaube auch, dass die Entwicklung absolut in diese Richtung gehen wird. Wenn man das im Zuge des Projektes sieht: wie viel Aufschrei es schon gab und wie viele Widerstände — und auf einmal bröckelt das alles. Wir wissen nicht, ob wir mit dem Projekt auch ausschlaggebend für solche Veränderungen sind, aber auf jeden Fall haben die Leute das regelmäßig im Kopf und vielleicht hilft es dabei, Sachen zu verändern. Es reicht schon, wenn man ein kleiner Baustein ist. Aktuell reden wir zum Beispiel über den Arbeitszeitkorridor und es sieht so aus, als würde sich da was verändern. Das wäre ein toller Gewinn für die Mitarbeiter*innen, wenn sie ihre Arbeitszeit flexibler gestalten könnten.

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