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Stadt-Gespräche - Folge 9

In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge erklärt Christian Hannusch, wieso Sicherheit für die Stadt als Arbeitgeberin das wichtigste Argument ist.

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Nina da Costa: Stell dich am Anfang doch einfach mal kurz selbst vor.

Christian Hannusch: Mein Name ist Christian Hannusch, ich arbeite in der Stadtverwaltung Bochum bin da für das Ideen-Management zuständig, aber auch für Vordruckwesen und Themen rund um Datenschutz. Ich habe von 2011 bis 2014 mein duales Studium bei der Stadtverwaltung gemacht, war dann fünf Jahre im Jobcenter und bin jetzt seit ungefähr einem Dreivierteljahr im Personalamt.

Nina: Wolltest du schon immer in der Verwaltung arbeiten?

Christian (lacht): Nein, das war eher ein Zufall. Ich wollte eigentlich Politik und Germanistik studieren, bin aber durch den hohen NC in Politik nicht reingekommen und habe dann Germanistik und Komparatistik vor mich hin studiert, sozusagen auf Arbeitslosigkeit. Da habe ich irgendwann gemerkt, dass es nirgendwo hinführt. Mir hat jemand gesagt, dass die Stadt Bochum auch Studienabbrecher einstellt, und da dachte ich mir: Hey, Verwaltung — das geht ja zumindest in Richtung dessen, was ich ursprünglich studieren wollte: Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.

“Wie können wir unsere Dienstleistungen an die Digitalisierung anpassen, ohne nur irgendeinem Zeitgeist hinterherzulaufen?”

Nina: Was sind deiner Ansicht nach die drei größten Herausforderungen, mit denen sich die Verwaltung gerade konfrontiert sieht?

Christian: Digitalisierung ist eine große Baustelle: wie können wir unsere Dienstleistungen daran anpassen, ohne nur irgendeinem Zeitgeist hinterherzulaufen? Wie können wir das nachhaltig gestalten? Dann der demographische Wandel. Der Altersdurchschnitt der Verwaltung liegt bei etwa 48, und bis 2032 gehen die Baby Boomer alle in Rente. Generell werden in den nächsten 12 Jahren 40% des Personals die Stadt verlassen. Und das führt zum Dritten: geeigneten Nachwuchs finden. Wir müssen attraktiv bleiben und für junge Leute übersetzen, was den Reiz ausmacht, bei uns zu arbeiten.

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Nina: Was macht für dich den Reiz aus?

Christian: Für mich ist wirklich die Sicherheit am wichtigsten. Ich bin Beamter auf Lebenszeit, werde nie arbeitslos werden, habe ein Einkommen, von dem ich gut leben kann. Ich habe eine hohe Flexibilität — wollte ich Kinder bekommen oder heiraten, wäre das überhaupt kein Problem und ich könnte jederzeit Elternzeit nehmen. Ich kann von zu Hause arbeiten, wenn ich möchte. Das will ich alles nicht abgeben, das ist schon Luxus.

“Ich dachte mir: Wow, es gibt dieses soziale Miteinander, diese Solidarität untereinander — das funktioniert!”

Nina: Glaubst du, dass Sicherheit heute noch ein Argument ist?

Christian: Klar, wenn wir überlegen: Wer kommt denn jetzt neu auf den Arbeitsmarkt? Die Menschen, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind, haben die Wirtschaftskrise vor zehn Jahren massiv miterlebt. Sie waren vielleicht noch Kinder, aber sie haben mitbekommen, dass es große Unsicherheiten gab. Ich glaube schon, dass das ein Argument für uns ist: ein sicherer Job. Zwar im Vergleich zur Privatwirtschaft nicht an jeder Stelle herausragend bezahlt, bringt aber im Gesamtvergleich immer noch ein sehr gutes Einkommen. Ja, das ist ein Argument, das immer noch zieht.

Nina: Was war für dich das überraschendste Erlebnis, das du hattest, seit du bei der Stadt arbeitest?

Christian: Was mich am meisten beeindruckt hat und bis heute beeindruckt, ist die Kollegialität. Gerade im Jobcenter habe ich ein Arbeitsumfeld und ein Team erlebt, das wirklich als Team funktioniert hat. In dem man sich gegenseitig hilft, füreinander eintritt und sozusagen eine gewisse Schicksalsgemeinschaft bildet. Das kam jetzt nicht unerwartet — ich habe vorher nur nicht darüber nachgedacht. Aber als ich es dann erlebt habe, fand ich es bemerkenswert, weil ich dachte: Wow, es gibt dieses soziale Miteinander, diese Solidarität untereinander - das funktioniert. Und ein zweiter Punkt, wenn wir schon den Begriff Solidarität bemühen, ist die Gewerkschaftsarbeit.

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Nina: Weil die bei der Stadt willkommen ist?

Christian: Genau. Man kennt das vielleicht, dass Gewerkschaften in Privatunternehmen nicht gerade wohl gelitten sind. Es gibt den ein oder anderen Unternehmer, da muss man nur Gewerkschaft hauchen und sitzt vor der Tür. Mich hat beeindruckt, dass das im öffentlichen Dienst überhaupt kein Problem ist, ganz im Gegenteil: man kann und darf damit ganz offen sein.

“‘In der Verwaltung wird gesiezt und alles ist stocksteif’ — Nein, dem ist nicht so.”

Nina: Nimmst du diese Kollegialität, die du aus dem Jobcenter kennst, jetzt auch noch so wahr?

Christian: Ja, aber das kann man schlecht vergleichen. Die Kollegialität findet jetzt nicht auf der Arbeitsebene statt: Wir hatten im Jobcenter alle die gleiche Aufgabe — an meiner jetzigen Stelle hat jeder eine andere. Aber auf menschlicher Ebene erlebe ich das genauso: die Leute gehen sehr freundlich und vertrauensvoll miteinander um. Und es herrschen trotz allem flache Hierarchien. Also, wir haben natürlich starre Hierarchien in der Stadtverwaltung, was unseren Aufbau angeht. Aber auch die Leute, über die ich mich in ihrer Funktion manchmal aufrege, weil mir die Unterschriftenwege zu lang sind, sind sehr nett und duzen auch viele Kollegen. Das würde man vielleicht in der Verwaltung nicht erwarten. “Da wird gesiezt und alles ist stocksteif” — Nein, dem ist gar nicht so.

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