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Den Wandel gestalten: Führung

Verwaltung

Stadt-Gespräche - Folge 37

In den Stadt-Gesprächen reden wir, vom städtischen Start-up ShiftDigital, mit Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung über Digitalisierung, E-Government und New Work. In dieser Folge sprechen wir mit Michaela Claas und Jasmin Wiemers-Krüger aus dem Bochumer Referat des Oberbürgermeisters über den Wandel in der Verwaltung, vor allem im Kontext der Führung.

Nina da Costa: Herzlich Willkommen! Stellt euch doch erstmal vor. 

Michaela Claas: Mein Name ist Michaela Claas, ich bin seit mittlerweile 31 Jahren bei der Stadt Bochum. Ich war dort in den unterschiedlichsten Bereichen tätig, und freue mich, jetzt seit vier Jahren im Referat des Oberbürgermeisters für gesamtstädtische Angelegenheiten zu arbeiten. Ich mache dort strategische  Führungs- und Orga-Entwicklung - das klingt sehr nebulös, und am Anfang war es das auch, denn da war die Aufgabe, wie man das eigentlich angeht. Ich habe mit den Führungskräften erstmal geschaut: In welche Richtung wollen wir uns bewegen und wie wollen wir eigentlich zusammenarbeiten? 

Nina: Und was hat dich daran gereizt, in die Verwaltung zu gehen?

Michaela: Vor 31 Jahren? Ich muss mal drüber nachdenken (lacht). Es waren eigentlich meine Eltern, die gesagt haben: "Kind, bewirb dich auf diese Stellenausschreibung bei der Stadt." Es war damals nicht mein Wunsch, muss ich leider gestehen. Aber ich habe mich beworben - und wenn ich etwas mache, stehe ich voll dahinter. Und ich fand es einfach wunderbar, dass es so viele verschiedene Ämter und Möglichkeiten gibt, sich einzubringen, und das macht eine Stadtverwaltung für mich aus. Ich habe auch während meines ganzen Werdegangs immer nur tolle Bereiche kennengelernt. Und wir arbeiten natürlich für das Gemeinwohl, für die Bürgerinnen und Bürger. Selbst wenn ich bisher im internen Bereich tätig war, mache ich das ja, um die Zusammenarbeit und Abläufe zu verbessern, damit die Bürgerinnen und Bürger "draußen" merken, dass sich etwas tut. Und das ist total toll. Also alles gut (lacht). 

Jasmin Wiemers-Krüger: Ich bin Jasmin Wiemers-Krüger und fast auf den Tag genau fünf Jahre bei der Stadtverwaltung. Ich hatte noch nie ein so sicheres Arbeitsverhältnis, um mal direkt das erste Klischee zu bedienen, und gerade jetzt bemerke ich auch die Vorzüge davon. Bisher war ich nur in einem Bereich tätig - dem Sekretariat und Referat des Oberbürgermeisters. Dabei lernt man zwangsläufig die gesamte Verwaltung kennen und es macht mir erstaunlich viel Spaß. Bei mir ist es ähnlich wie bei Michaela: ich hätte es mir nicht selbst ausgesucht und bin positiv überrascht - was bestimmt auch daran liegt, dass unsere Stelle unglaublich viel Potenzial und Spielraum hat. 

Nina: Und was hast du davor gemacht? 

Jasmin: Ich habe eigentlich Germanistik studiert und nebenbei alles Mögliche gemacht: Vom reinen Geldverdienen an der Kasse über Werbung in der Agentur bis zur Medienauswertung. Dann bin ich nach der ersten Elternzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landtag Nordrhein-Westfalen gelandet, und von da in die "richtige" Verwaltung gewechselt (lacht). "Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landtag" hört sich so an, hat aber gar nichts mit Verwaltung zu tun. Es hatte auch Vorteile, so ganz frei und anders zu arbeiten, aber ich kann dem, was ich jetzt mache, viel mehr abgewinnen.

Nina: Was sind eure Aufgaben im Oberbürgermeisterbüro? Du hast gerade schon angeschnitten: Führungs- und Organisationsentwicklung. 

Michaela: Eigentlich geht es jetzt mehr um Kulturwandel - von der reinen Führungskräfteentwicklung eher in Richtung “Zusammenarbeit gestalten”. Wir haben ganz viele Führungsworkshops gemacht und mit kreativen Methoden geschaut, wie wir zusammenarbeiten wollen. Aus diesen Ergebnissen und Reflexionen haben wir einen Kompass für gute Zusammenarbeit und Führung auf den Markt gebracht. Zusammenarbeit - dass dieses Wort jetzt vor die Führung gestellt wurde, war uns besonders wichtig: Es geht eben um die Zusammenarbeit, aber natürlich brauchen wir gute Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen und ihren selbstorganisierten Teams Freiheiten geben. 

Nina: Und wie unterstützt ihr diese Entwicklung?

Michaela: Wir versuchen gerade, die Führungskräfte darin zu bestärken, auch mal loszulassen und sie sich eher als Coaches zu verstehen. Wir haben außerdem das Beurteilungssystem umgestrickt: dort werden die Führungskräfte ganz anders beurteilt, als das vorher der Fall war. Jetzt wird geschaut, ob sie strategisch und über die eigene Organisationseinheit hinweg denken - was unser Chef immer sagt: Raus aus den Silos. Das heißt, man kann nur dann eine Bestbeurteilung bekommen, wenn man auf andere zugeht, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiräume gibt, eine gute Feedback-Kultur aufbaut, Wissensmanagement betreibt... Es gibt künftig nur drei Kriterien für die Beurteilung der Führungskräfte, aber die haben es wirklich in sich. 

Nina: Und Jasmin, du bist in diesem Bereich mit involviert, aber wahrscheinlich machst du nicht nur das?

Jasmin: Genau. Tatsächlich hat sich meine Stelle in diese Richtung entwickelt, das war gar nicht so angedacht. Mein eigentlicher Zuständigkeitsbereich ist die politische Kommunikation und Zusammenarbeit. Ich betreue politische Gremien mit, wie den Kommunalrat und den Städtetag. Da bin ich Ansprechpartnerin bei der Stadt und bereite die Sitzungen inhaltlich mit vor. Dann kam vor zwei Jahren als Aufgabe hinzu, eine Beschäftigtenkonferenz zu veranstalten, und da sollte ich auch mitmachen. Das war mein Anknüpfungspunkt, und daraus entstand dieses riesige Konstrukt "Kulturwandel", das auch immer größer wird.

Michaela: Man hat das auch gar nicht so offiziell gemacht, wie man das sonst kennt: "Das steht nicht in meiner Stellenbeschreibung, deswegen mache ich das nicht." Wir zwei sind eigentlich immer ziemlich schnell dabei, uns selbst zu beauftragen (lacht). Das ist allerdings super, und wir haben einen Chef, der das zulässt. Das muss man auch mal sagen: wir können unsere Aufgaben sehr frei gestalten.

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